Grundsätzliches zur Jagd
Eigentlich wollte ich nur Waffen führen. Sportschütze war ich ja schon.
Mit der Jagd hatte ich mich vorher nie beschäftigt. Bis eines Tages ein Vereinskollege mit geladener Kurzwaffe am Gürtel den Raum vor dem Schießstand betrat. Auf meine Ansprache hin, dass das Führen von Waffen verboten sei, meinte er nur: „Ich bin auf dem Weg in mein Jagdrevier“. Ja, zu der Zeit waren die gesetzlichen Vorschriften tatsächlich so. Auch ein Waffenschrank war noch nicht vorgeschrieben.
Also habe ich mich nach einem Kurs erkundigt und wurde sofort fündig.
Den Jagdschein machen
Mhh, kann man das so einfach? Ja. In jeder größeren Stadt gibt es Kreisjägerschaften, die selbst oder auch gemeinsam mit anderen KJS Kurse anbieten.
Die kurse sind intensiv. Also mal eben dort hingehen reicht nicht. Fachliteratur und sonstiges Zubehör kommen zu den Kosten hinzu. Der Kurs dauert in der Regel 60 Abende, 2 mal wöchentlich. Einheiten wegen Urlaub zu verpassen wird den Teilnehmer Probleme bringen wegen des verpassten Lehrinhaltes.
Der Zusammenhalt und die Unterstützung innerhalb eines solchen Kurses ist sehr groß. Allerdings treffen hier völlig unterschiedliche Menschen zusammen. Arm und reich, Handwerker und Akademiker.
Inhalte des Jagdkurs
Für die Vorbereitung auf die Sachkundeprüfung zur Erlangung eines Jagdscheines sind die aufgeführten Themengebiete in 60 Abenden zu vermitteln. Die Schießausbildung findet auf dem Schießstand statt.Da sollte man schon 4-5 Stunden rechnen.
- Jagdrecht
- Wildtierkunde
- Jagdhunde und Jagdpraxis
- Wildhege und Naturschutz
- Waffen- und Schießwesen
Prüfung Jagdschein
Die Prüfung bestand aus 3 Teilen. Dem schriftlichen Teil, Schießen und dem mündlichen Prüfungsteil.
2 Prüfungsteile kann man selbst beeinflussen: Schriftlich und Schiessen. Beim mündlichen Teil muss man schon das nötige Glück haben, die richtigen Frage gestellt zu bekommen. Durchschnittlich fallen bundesweit jeweils 10-30% der Teilnehmer durch.
Viele privaten Schulungseinrichtungen bieten den Jagdkurs als Intensivkurs an einem Wochenende an. Wer glaubt, den Kurs so bestehen zu können, hat im Wald nichts zu suchen.
Kosten Jagschein
Klar, es bleibt nicht bei den reinen Kursgebühren. Diese liegen bei einer KJS so um die Euro 1.300,00 plus Schießen Euro 450,00. Dazu kommen noch Lehrmittel in Form von Büchern und Fragebögen. So kostete dieser Lehrgang knapp Euro 2.000,00. Die Prüfung kostet nochmal so um die Euro 250,00. Ausstellung Jagdschein (3 Jahre) zuzgl. Versicherung nochmal Euro 500,00….
So, da steht man nun da und ist „Jungjäger“.
Ausstattung Jungjäger
Zunächst benötigt man eine Jagdausrüstung.
Ohne irgendwelche Erfahrungen kauft man meist das völlig Falsche ein. Angefangen von Kleidung mit Klettverschlüssen, bis hin zum falschen Fernglas und Waffen.
Zur Grundausstattung gehören Schuhwerk, Hosen, Jacken, Hut (wichtig). Auch ich habe zunächst nur „Marken“ gekauft und habe erst in der Praxis deren Nachteile kennen gelernt.
Jagdkleidung
Ja, ich hatte nur Marken-Kleidung. Alles rausgeschmissenes Geld! Jacke von Elch mit Klettverschlüssen. Dünne Hemden mit Jagdmotiven. Hosen mit Klettverschlüssen. Im Winter habe ich endlos gefroren in diesen Sachen. Es ist völlig egal welche Kleidung man trägt. Diese soll schützen und warm halten. Dem Wild ist das eh egal. Im Winter Zwiebelschalen-Prinzip; also mehrere Kleidungsstücke übereinander. Nichts was Lärm verursacht, wie Klettverschlüsse oder steife Kunststoffjacken, die bei jeder Reibung tönen.
Stiefel
Knöchelhoch sollte er schon sein. Und vor allem bequem. Wie bei der Bundeswehr: die Gebrauchten waren immer die Besten.
2-3 Paar sind ausreichend. Ein Paar für den Sommer-Ansitz, ein Paar für den Winter-Ansitz und eines zum Laufen. Ganz selten werden auch Gummistiefel benötigt, bspw. zum Laufen in nassen Ecken im Revier. Die Socken sind da viel wichtiger. Keine Kunststoffsocken, nur Baumwolle.
Waffen
Ein unendliches Thema… Aber ich war Sportschütze und so wusste ich, worauf ich achten muss. Fest steht, eine Kurzwaffe ist im normalen Jagdbetrieb überhaupt nicht nötig. Auch ich habe meine Lieblingswaffe S&W 686 357. Magnum mit 6″-Lauf am Gürtel geführt. Sie zog mir immer die Hose aus und störte immer. Als Gast in einem unbekannten Revier würde ich nachts beim Abbaumen auch eine Kurzwaffe führen. Überfälle sind nicht so selten.
Wichtiger ist die Langwaffe. Meine letzte war eine Sauer 90. Damit habe ich alles getroffen. Man muss halt die Waffe kennen!!
Langwaffen
Jeder möchte eine „schöne“ Langwaffe besitzen. Nur trifft diese auch gut? Und… was will ich eigentlich erlegen?
Zunächst hatte ich vor meine Steyr SSG-69 PI 7.62 Winchester für die Jagd zu benutzen. Ein Ausbilder meinte, dass ich mit solch einer Waffe nie zu einer Jagd eingeladen werden würde. Und so verkaufte ich das Teil und legte mir die Sauer 90 zu. Damit habe ich mich technisch verschlechtert, denn mit der Steyr hole ich den Mond runter… Wie auch immer. Nicht alle „Ratschläge“ annehmen sondern selbst bestimmen. Ein brauchbares Jagdgewehr mit Glas ist gebraucht schon ab Euro 2.000,00 zu bekommen. Tagsüber kommt man damit auf Rehwild abwärts sicher zurecht.
Doch wenn Nachtansitze anstehen oder mehrere Wildarten geschossen werden können, ist eine reine „Kugel“-Waffe nicht das Richtige.
Auch bei der Munition bzw. Kaliber gibt es viele verschiedene Meinungen. Ich hatte 30.-06 mit Nosler-Geschossen. Hat lange gedauert um festzustellen, dass diese Kombination die Beste ist.
Aber ernsthaft: ein gute Jagdbüchse fängt bei Euro 5.000,00 an und ist nach oben offen (Euro 120.000,00!!!) Hinzu kommt noch das Glas. Leuchtpunkt ist gut. 8 x 56 ist gängig. Da liegt man auch schon bei Euro 2.000,00 mit Schiene.
Heute würde ich nur eine kombinierte Waffe kaufen. So die Bockbüchsflinte B 97 von Blaser. Sehr gutes Gewehr! Kaliber 12 mit 30.-06 wäre Spitze.
Was soll der Drilling? Ich schleppe immer 3 Läufe mit. Alle Patronenlager müssen gefüllt sein; also schwer. Für jemanden, der Eindruck bei Jungjägern schinden will, ist die Waffe natürlich gut. Aber nicht praktikabel.
Einen Fuchs kann ich entweder mit der Kugel oder aber auch mit Schrot nehmen. Ich behaupte mal, nicht jeder will einen Fuchs essen. Obwohl ich noch einen schweizer Jagdgast hatte, bei dem regelmäßig Fuchs auf den Tisch kam. Wurde früher ja auch gegessen.
Auch einen Hasen habe ich schon mit der Büchse geschossen. Den Kopf braucht man nicht unbedingt.
Das Glas muss schon gut sein. Zeiss, Leica oder auch Swarowski sind gut. Die Lichtstärke ist entscheidend. Doch das, was man noch im Fernglas sieht, kann man im Ziefernrohr nicht mehr erkennen! Vorausgesetzt man hat ein gutes Fernglas. Ich war mit meinem Zeiss 8×56 sehr zufrieden. Leider war es sehr schwer.
Am Fernglas darf man auf gar keinen Fall sparen! Spätestens beim Nachtansitz rächt sich der Geiz.
Bei einer „normalen“ Ausrüstung kommt man schon sehr schnell an Euro 10.000,00. Und da ist noch kein Stück geschossen!
Erste Jagdeinladung
Wie komme ich als Jungjäger an eine Jagdeinladung? Nun, am Jägerstammtisch bei den wöchentlichen Hegeringabenden. Die Kollegen wissen dann schon wer was ist und wer was kann. Es gibt Pächter, die geben dem Jungjäger gern mal eine Gelegenheit zu jagen. Es gibt aber auch Pächter, die Gegenleistungen in Form von Dienstleistung haben wollen. Diese stehen kaum in einem guten Verhältnis. Die erste Einladung entscheidet die gesamte Jägerlaufbahn!!!
Der erste Schuß
Ich hatte Glück mit meinem einladenden Pächter. Das Revier war voll wie ein Tierpark und der Pächter wollt mir auch ein Waidmannsheil geben. Und so habe ich am späten Nachmittag mit dem Jagdaufseher gemeinsam angesessen. Rechts von mir Rotwild, vor mir Schwarzwild, halblinks Dammwild und links Rehwild. Es war unglaublich. Bis dann der Jagdaufseher mir ein Schmalreh freigab. Gute 120 Meter weg habe ich es geschossen. Lag im Knall. War halt Sportschütze. Der Jagdaufseher lüftete das Stück und als er wieder auf der Leiter war, gab er mir auch noch einen Dammhirsch frei. Was soll ich sagen… Es war ein interessantes Erlebnis. Was mir aber fehlte bzw. was ich nicht fühlte war das angekündigte Jagdfieber. Ich habe die Stücke vor dem Schuß schon auf meinem Teller gesehen. Das war es. Auch das Aufbrechen fiiel mir leicht. Das Schmalreh brach der Jagdaufseher auf um mir zu zeigen wie es geht. Den Hirsch habe ich dann unter seiner Aufsicht selbst aufgebrochen.
Diese Jagdeinladung bekam ich OHNE Gegenleistung!! Und so habe ich auch gehandelt als ich selbst Jagdpächter war.
Wie geht es weiter?
Nun, da gibt es nach 3 Jahren die Möglichkeiten der Pacht, des entgeltlichen Begehungsscheines oder den unentgeltlichen Begehungsscheines.
Alle 3 Möglichkeiten kosten Geld! Ich kenne nur Jagdaufseher, die für einen unentgeltlichen Begehungschein nichts bezahlen mussten.
unentgeltlicher Begehungsschein
Gleich nach den USA habe ich mir einen solchen „gekauft“. In der Eifel bei Manderscheid. Hochwildjagd, Rotwild, Rehwild und Schwarzwild. Für DM 12.000,00 für das Jagdjahr. Abschüsse nach Absprache, ohne Helfen im Jagdbetrieb und ich durfte Gäste einladen. War eine schöne Zeit und die möchte ich nicht missen.
ABER! Sobald Geld an den Pächter fließt, ist es ein engeltlicher Begehungsschein und muss der unteren Jagdbehörde gemeldet werden. Ist also nicht legal.
entgeltlicher Begehungsschein
Als ich noch in der Schweiz arbeitete, habe ich mir einen Pirschbezirk für ein Jahr über einen entgeltlichen Begehungssschein im Forst des Fürsten zu Fürstenberg in Eisenbach gesichert. Dort war auch die große Jagdhütte dabei. Auf 180 Ha hatte ich 14 Stück!!! Rehwild auf dem Abschussplan! Reine Waldjagd im Ausflugs- und Urlaubsgebiet! Und, sagte mir der Förster, wenn ich den Plan vorzeitig erfüllen würde, wird er mir einen neuen bringen!! Jetzt wusste ich: nur totes Wild ist gutes Wild…. Ich habe nur 3 Stücke Rehwild genommen und 2 Sauen. Aber es war eine riesige Erfahrung mitten im Wald zu wohnen. Kilometer entfernt zum nächsten Ort.
Jagdpacht
Schwere Entscheidungsfindung. Welche soll es sein? Wo? Wie Teuer? Wildschaden, wie hoch? Unterkunft? Wildkammer? Jagdaufseher? Ansitze? Nachbarn? Das Allerwichtigste: immer allein eine Jagd pachten! Wer sich die Jagd allein nicht leisten kann und auf Mitpächter angewiesen ist, sollte bloß die Finger davon lassen.
Ich habe allein gepachtet. Heute würde ich vieles anders angehen. Wenn man keine Erfahrung hat, fällt man mit absoluter Sicherheit rein! Der vielleicht neue Jagdpächter wird hofiert, die Jagdgenossenschaft bietet jegliche Hilfe an und der Wildschaden ist immer sehr gering. Aber das würde hier auch zu weit führen zu erklären. Niemand in der Jagdgenossenschaft hat an der Hege des Wildes großes Interesse. Vielmehr an der Jagdpacht und an den Geldern die über Gaststätte, bezahlter Hilfe und Ankäufe von Jagdbestands-Material im Dorf bleiben. Wildschaden IMMER DECKELN lassen!
Kosten
- Jagdpacht nach Ha
- Jagdsteuer
- Berusgenossenschaft
- „Dorfbeiträge“, wie Spenden usw.
- Wildschaden
- lösen Jagdschein
- „Hundebeitrag“
- Jagdaufseher (Kraftstoff, Auto,..)
- Miete Wildkammer
- Miete Unterkunft
Es fallen schon hohe Kosten an. Für ein Revier mit knapp 500 ha und Euro 20,00/ha, so ungefähr Euro 18.000,00 / Jahr.
Es gibt preisgünstigere Jagdgebiete, aber auch wesentlich teuerere. Nach oben hin gibt es tatsächlich keine Grenze!
Bejagung
Alleine geht es nicht. Auch nur mit dem Jagdaufseher ist die Bejagung eines durchschnittlichen Reviers von 350-500 ha Größe nicht möglich. Entweder helfen Gäste mit oder es werden Begehungsscheine ausgegeben. Beides macht Mehrarbeit in der Führung von Menschen. Kameradschaftlich kann man so etwas nicht handhaben. Führungsqualitäten sind wichtig. Ein Weichei wird immer verlieren.
Auch wenn man einem Gast beim Ansitz auf Sauen ausdrücklich mit auf den Weg gibt: nimm immer das Kleinste!, wird entweder ein Keiler oder schlimmstenfalls das erste Stück, die Leitbache, vor einem liegen. Der Gast fährt nach Hause und der Pächter hat die Schäden zu tragen.
Jagdeinrichtungen
Dann kommen noch die Jagdansitze. Ich konnte noch gegen gutes Geld ausreichende Jagdansitze im befriedigenden Zustand vom Vorpächter übernehmen. Sollten die Jagdansitze in einem schlechte Zustand sein, kann ich nur empfehlen diese nicht zu übernehmen und darauf zu bestehen, dass diese vom Vorpächter entsorgt werden. Entsorgung kostet fast gleich viel wie neue Ansitze. Die Renovierung wesentlich mehr.
Ich habe Jagdreviere gesehen, in denen standen mehr Ansitze als Bäume. Das ist der falsche Ansatz. Wild braucht Ruhe! Es muss aber auch äsen. Wenn ich nur an bestimmten Stellen, an denen das Wild ganz sicher austritt, Jagdansitze stelle, kenne ich den Wildbestand und kann bequem sortieren. Deshalb hat wohl jeder Pächter seine Lieblingskanzel.
Der Wald lebt und so ist ein Jagdansitz, der vor 10 Jahren exzellent war, heute völlig unnütz. Auch können sich Wechsel geändert haben oder dichte Zäune hindern das Wild am Austritt. Deshalb sollte man sich den Bau eines Jagdansitzes genau überlegen. Sonne im Rücken ist optimal. Auch der Mond sollte im Winter nicht in die Kanzel scheinen. Die Pirschwege zu den Ansitzen sollen frei sein. Parkplatz für das Auto…
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