Tipps für das Sägen mit Führungsschienen
Dies ist schon ein älterer Post. Doch er hat nichts an Aktualität verloren und deshalb poste ich ihn wieder.
Über alle Themen gibt es Videos und kluge Ratschläge für die Handhabung von Handmaschinen. Aber nur wenige brauchbare Infos für das Arbeiten mit einer Tauchsäge auf einer Führungsschiene.
Ich gebe keine großen Ratschläge oder besondere Verhaltensformen vor. Eher möchte ich meine Erfahrungen in den letzten Jahren mit der Tauchsäge weitergeben. Lange Zeit hatte ich keine Tischsäge. Das lag ausschliesslich am fehlenden Platz dafür. So habe ich alles mögliche und unter allen Möglichkeiten mit meiner Tauchsäge TS 55 auf der Schiene schneiden müssen. Das übt!
Angefangen habe ich mit dem Sägen auf dem MFT/3. Gegenüber dem alten Black & Decker Plastiktisch war das ein Riesenschritt in das Holzwerker-Hobby. Plötzlich passte alles viel besser. Ohne große Nacharbeit. Doch war und ist diese Lösung zu starr. Hierbei musste ich immer das Werkstück nach der Führungsschiene ausrichten. Bei großen Werkstücken ist das unmöglich.
Also habe ich mir die nächstgrößere Führungsschiene gekauft. Die 1400er. Damit war ich wesentlich flexibler.
Welchen Vorteil bietet die Führungsschiene von Festool? Sie ist durchdacht. Die Tauchsäge läuft nach Einstellung spielfrei auf der Schiene. Die Schiene ist durch die doppelte Gummierung auf der Unterseite sehr rutschfest und die Gummilippe passt sich durch das erste „Einsägen“ exakt an die Tauchsäge an.
Die Aufgabe der „Gummilippe“ ist der Spanschutz. Damit wird beim Sägen die innere Kante vor Ausrissen weitestgehend geschützt, weil diese Lippe direkt am Sägeblatt anliegt. Deshalb das „Einsägen“ mit der Tauchsäge. Achtung! Beim Sägeblattwechsel auf die gleiche Dicke des neuen Sägeblattes achten.
Das grüne Band auf der Führungsschiene ist nicht nur Zierde. Dieses Band ist ein Gleitband für die Tauchsäge. Sauber halten und gelegentlich mit Silikon einsprühen oder besser mit SilberGleit einreiben. Dann „flutscht“ die Säge.
Nachdem ich das 32er-System von Festool gekauft habe, hatte ich nun 2 Führungsschienen á 1400mm.
Diese können bequem durch ZWEI Verbindungsstangen verbunden werde. Wesentlich stabiler als mit nur einer Verbindungsstange!Die Führung der Verbindungsstücke ist durchgängig. So kann man bequem die Festool-Zwingen dort einführen um die Führungsschiene mit dem Werkstück zu verbinden. Beim 32er-System ein MUSS, beim Sägen ein KANN.
Je nach Oberfläche des Werkstückes. Wenn man die Gummistreifen unter der Führungsschiene sauberhält und hin und wieder anfeuchtet, rutscht die Führungsschiene so gut wie nie weg beim Sägen. Man kann diese Führungsschiene mit keiner Zwinge von oben befestigen. Sonst passt die Säge beim Vorschieben nicht vorbei. Ich mache oft Tauchschnitte und hatte noch nie einen Rückschlag der Säge. Warum? Ich bin vorsichtig beim Einfahren der Säge ins Material. So langsam wie möglich und so schnell wie nötig.
Bei den Türausschnitten bin ich „rückwärts“ an den Startpunkt gefahren. Das geht, wenn die Führungsschiene glatt genug ist und man die Säge in beiden Händen festhält. Das hat man schnell raus und man muss sich auch unbedingt dran halten!
Desweiteren sehe ich immer wieder, dass das zu sägende Werkstück oft auf quer liegenden Latten liegt und dann gesägt werden soll. Das hatte ich früher auch so gemacht. Das ist aber sehr nachteilig im akkuraten Zuschnitt von Möbelholz. Je nach Vorschub der Säge bremst das Sägeblatt beim Durchfahren der Querlatten ab und kann Brandflecken an der Innenseite des Materials erzeugen. Das muss nicht sein. Besser ist das Auflegen des Materials auf sogenannte Bench Dogs. Kleine runde und gummierte Unterlagen. Wenn man diese unter den Rand hinter der beabsichtigten Schnittkannte legt, hat man einen gleichmäßigen Schnitt. Ausserdem ist das Verschwendung von Material!
Wenn man nun auf all die Dinge geachtet hat kommt nun der Wichtigste Punkt beim Sägen mit einer Führungsschiene: die Schnitttiefe einstellen!!!
Die Festool TS 55 kann maximal 55mm tief schneiden. Aber mit Führungsschiene 9mm weniger! Eben durch die Dicke der Führungsschiene. Wenn also ein Material von 19mm Stärke gesägt werden soll, muss die Schnitttiefe auf mindestens 28mm eingestellt werden. 2mm mehr sind besser!
Schlimmer ist es die Tiefe 1mm zu wenig eingestellt zu haben. Nachsägen bringt immer Nachteile in der Schnittqualität! Zu tief eingestellte Tauchsäge erschwert den Vorschub und es gibt auch mehr Ausrisse. Also: auf die richtige Schnitttiefe achten.
Auch die Drehzahl ist sehr wichtig. Die richtige Drehzahl des Sägeblattes und die ausgewogene Vorschubgeschwindigkeit ergeben den „richtigen Schnitt“. Das ist aber wirklich Erfahrungssache und kommt mit der Zeit von selbst.
Die Führungsschiene sollte mindestens 20 cm an jedem Ende der Schnittlänge über dem Material hinausragen. Ansonsten kann die Tauchsäge abkippen! Die Führungsschiene soll saubere, tragfähige und stumpfe Antirutschstreifen auf der Unterseite haben. Mit einem feuchten Lappen reinigen.
Wird die Führungsschiene trocken und bei gleichbleibender Temperatur aufbewahrt, sollte es keine Probleme mit dem Splitterschutzband geben. Es wird sich nicht verziehen. Doch bei unterschiedlichen Sägeblattstärken hat man auch unterschiedliche Ergebnisse in der Qualität. Eine stumpfe Oberfläche erschwert den Vorschub der Tauchsäge. Sauber und ein wenig Silikonspray oder Silbergleit… und das Sägen geht fast von selbst.
Ein Ausmessen des Sägeschnittes ist nicht zweckmäßig. Besser den Schnitt anzeichnen. So kann man die Splitterschutzkante direkt an der Linie ausrichten. Die Führungsschiene ist schon recht rutschstabil. Doch wenn möglich sollte die Schiene mit Zwingen unterhalb der Schiene am Material befestigt werden. Vorn und hinten. Die eingestellte Schnitttiefe muss mindestens 9mm höher sein als die Stärke des zu sägenden Materials! Ich nehme grundsätzlich 10mm mehr. Höhere Schnitttiefen erschweren den Vorschub und die Gefahr von Ausrissen und Brandspuren!
- passendes Splitterschutzband an der Sägekante
- Gleichgewicht in Vorschub und Drehzahl. Hohe Drehzahl und geriger Vorschub erhöhen die Gefahr der Brandflecken am Material. Umgekehrt auch. Das muss man üben! Zuvor einen Probeschnitt machen hilft wie ein Wunder.
- Bei Vollschnitten
- die Säge vor dem Material eintauchen und erst dann schieben! Sonst gibt es unangenehme Rückstöße!
- Bei Tauchschnitten
- LANGSAM ins Material eintauchen und Säge mit beiden Händen festhalten.
- Material Unterlage
- Wenn möglich keine Leisten vorstehen lassen. Ich benutze Bench Dogs. Diese reichen in der Regel völlig aus. Diese Teile kosten nicht viel und sind, im Gegensatz zu den zu zersägenden Leisten, immer wieder verwendbar. Auch rutscht das Material nicht weg.
- das richtige Sägeblatt
- Nach der Schnitttiefe das Zweitwichtigste. Weniger Zähne für Längsschnitte, mehr Zähne für Querschnitte. Der Sägeblattwechsel bei der TS 55 geht ratzfatz! Und geschärft soll es sein!
Danke, prima Zusammenfassung. Habe oft den Tipp gehört, Hartschaum als Unterlage zu nehmen (vollflächige Auflage finde ich besser als Benchdogs) – bisher nehme ich immer ein Rest OSB… Werde mir demächst Anschläge bauen: https://www.youtube.com/watch?v=Zq_A4rpFTUE https://www.youtube.com/watch?v=EOR7Vhz62Ys . PS: Führungsscheiene geht auch ganz billig: https://www.youtube.com/watch?v=bQznnVLaS_A